123 Invest Gruppe: Finanzmarktbericht

Es war eine WM, bei dem alte Strukturen und vergangene Fußball-Prinzipien in den Hintergrund gerückt sind

Vier Wochen lang versüßte die Weltmeisterschaft Fußball-Liebhabern den Tag. Mit Frankreich und Kroatien standen zwei würdige Teams im Endspiel, aus dem gestern Abend Frankreich als Weltmeister herausgegangen ist. Es war eine WM, bei dem alte Strukturen und vergangene Fußball-Prinzipien in den Hintergrund gerückt sind. Deutschland, Spanien oder auch Brasilien, die als Favoriten galten, schieden mit ihren konventionellen Strategien sehr früh aus. Vielmehr konnten junge, dynamische und teamorientierte Mannschaften, wie Frankreich oder Kroatien, mitunter auch Belgien und England bis zum Halbfinale, die Spiele dominieren. Natürlich ist es nur ein Spiel. Aber ein Phänomen, was aktuell auch in der Wirtschaft zu sehen ist. Während viele konventionelle Unternehmen mit Handelskonflikten, digitaler Transformation und Wettbewerb durch Innovation zu kämpfen haben, wachsen innovative Start-Ups zu mittelständischen oder Großunternehmen auf. So auch im Finanzsektor, bei dem vereinzelnde Fintechs zunehmend die Nase vorn haben. So muss zum Beispiel die Commerzbank-Aktie um ihren Dax-Platz zittern, während Wirecard, ein im Privatkundengeschäft eher unbekannter Dienstleister für Zahlungsverkehr, mit einer Bewertung von 17 Milliarden Euro (zum Vergleich: Commerzbank wird mit 10,5 Milliarden Euro bewertet), den Sprung in den DAX schon bald erreichen kann. Das ist eine so seltene Geschichte, der die Deutsche Börse die Tür zum Dax vermutlich nicht zusperren möchte.

International ist weiterhin viel Dynamik im Spiel: Während sich der Handelsstreit zunächst nur auf die USA und China konzentrierte, muss man sich inzwischen auch in Europa intensiv mit dieser Thematik beschäftigen. Hier würden die Handelszölle natürlich insbesondere deutsche Unternehmen berühren, welche besonders stark von den Steuern betroffen wären und deutliche Absatzverluste befürchten müssten. Wenig verwunderlich also, dass gerade die deutschen Autobauer (es steht die Einführung einer 20-prozentigen Steuer für den Export europäischer Automobile in die USA im Raum) in den letzten Wochen immer schwächer bewertet worden sind und Rückgänge von bis zu 10% verzeichnen mussten. Dies drückte den Deutschen Aktienindex.

Dabei ist der DAX aus charttechnischer Sicht gut positioniert. Er bewegt sich in seiner Tradingzone zwischen 12.000 und 12.600 Punkten, was für kurzfristig orientierte Händler zunächst eine gute Begebenheit ist, ihn aber auch auf langfristiger Sicht weiterhin stabil hält. Am vergangen Freitag und zur heutigen Handelseröffnung führte dies den DAX bis nahezu punktgenau an den Widerstand bei 12.600 Punkten heran, ein Durchbruch auf Tagesschlusskursbasis gelang ihm jedoch bisher noch nicht. Mit Überschreiten dieses Widerstands auf Schlusskursbasis könnte ihm ein nachhaltiger Widerstandsbruch gelingen. Sollten jedoch die aktuell kurzfristigen Aufwärtsunterstützungen bei momentan 12.400 nicht halten, könnten zunächst auch Notierungen unter 12.000 Punkten erreicht werden.

Nachdem der Ölpreis in den letzten Wochen und Monaten fast ausschließlich nach oben tendierte, gab es hier in der letzten Woche einige Abverkäufe. Am Dienstag gaben die Kurse um über sechs Prozent nach. Ein Wertverfall, der das Chartbild zwar nicht völlig eintrübt, aber Investoren zeigt, dass auch zukünftig die Preisentwicklung keine reine Aufwärtsbewegung bleiben wird. Trotzdem erkennen Händler beim Ölpreis weiterhin Potential. Die Gründe hierfür sind vielfältig: In den USA und Venezuela kommen zum Beispiel, aus den verschiedensten Gegebenheiten, die Förderer dem nachgefragten Angebot nicht hinterher. Auf der anderen Seite will die OPEC zwar die Fördermenge erhöhen, aber die Absichten hierfür sind aktuell eher nur theoretischer Natur. Eine aktuelle Situation, die durchaus für eine mittelfristige Fortsetzung des Aufwärtstrends spricht.

Die in Gold investierten Marktteilnehmer wären bei ihrem Investment sicherlich zuversichtlicher gestimmt, wenn ein Aufwärtstrend bestehen würde. Doch auch nach dem Bruch der charttechnisch wichtigen Unterstützung bei 1.300 US-Dollar wird schon nach jedem kleinen Kursanstieg abverkauft. Jüngst hatte Gold in der letzten Handelswoche erneut mit Kursverlusten zu kämpfen, nachdem der US-Dollar aufwertete und auch die Erzeugerpreise in den USA wieder deutlich stiegen. Der aktuell anziehende Kurs des US-Dollars wirkt wie eine Hemmnis für steigende Preise. Zudem lässt der in den USA wiederholt angehobene Leitzins und die Erwartung weiterer steigender Zinsen ein Investment in Gold renditetechnisch unattraktiv erscheinen.

Das Zinsumfeld: Für Anleger in Europa ist die Situation der Geld- und Zinspolitik im Moment etwas kniffelig. Gerade hatte man sich daran gewöhnt, dass es praktisch keine Zinsen mehr gibt, aber auch keine wirkliche Inflation, so lag in den letzten beiden Monaten die Inflationsrate in Europa jeweils bei über 2 Prozent. So groß war der Abstand lange nicht mehr. Zwar ist dies auch das Ziel der EZB, allerdings gehen wir davon aus, dass es bei der Ankündigung bleibt, die Zinswende erst in 2019 in kleineren Schritten einzuleiten. Insofern rücken Aktien und Anleihen, auch mit einem etwas großzügigeren Rating, weiter in den Vordergrund.

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Monatsbericht Juli 2018

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