123 Invest Gruppe: Kommentar

Europa und die Digitalisierung: Open Source statt Wissensblockaden an der Grenze

Die EU steht im Ruf, ein Bürokratiemonster zu sein, an dessen Nutzen viele Staaten in den letzten Jahren immer lautere Zweifel angemeldet haben. Neben dem einzigartigen Handelsraum, den Europa über die Jahrzehnte aufgebaut hat, sehen wir die Vorteile der EU jedoch vor allem im Bereich der Digitalisierung. Welche Rolle spielen Miseren wie die neue Urheberrechtsreform und rückwandtsgewandte Politik in der Zukunftsfähigkeit der Europäischen Union und was hat Open Source Software damit zu tun?

Das Vertrauen bröckelt. Nicht nur die EU wird von allen Seiten als überflüssig angesehen, sondern auch die Kompetenzwahrnehmung unserer Politiker steht auf dem Spiel. Wenn hunderttausende Menschen gegen eine Reform auf die Straße gehen, hätte das zuletzt ein deutliches Warnsignal nach Brüssel senden sollen. Denn nie in der modernen Geschichte haben wir die EU dringender gebraucht, um Standards für KI einzuführen und zu verteidigen, Automation, moderne Gesundheit und Gentechnik zu diskutieren und eine einheitliche Linie zu finden. Denn die Welt wird uns sonst – vielleicht ohne Regulierung, aber durch Schnelligkeit – abhängen. Automatisierung wird unser Leben vereinfachen, wir müssen hierfür aber zukünftige Rahmenbedingungen schaffen, vor allem umso ausgeprägter die KI wird. Das mag am Finanzmarkt zwar schon durch Regulierungen geschehen sein, doch wir fordern als Digitech-Unternehmen ganzheitliche Lösungen.

Einigkeit in europäischen Fragen als Ziel

Welche Seite wollen wir innerhalb der EU staatenübergreifend einnehmen, wenn es beispielsweise darum geht, einem einzelnen großen Konzern das Monopol auf soziale Interaktionen online oder Suchmaschinen zu überlassen? Europa könnte zum Vorreiter werden, der ethische Regeln im Umgang mit Zukunftstechnologien vereinbart und durchsetzt. Versäumt die Europäische Union diese Chance durch eine langsame Auflösung oder Meinungslosigkeit, drohen hemmungslose Überwachung, Regulierung und Abhängigkeit von Silicon Valley Giganten.

Dabei war die EU seit ihrer Gründung stets ein Leuchtturm der Kommunikation. Über 70 Jahre hinweg konnten wir bisher den Frieden zwischen einer Vielzahl von unterschiedlichen Staaten wahren. Handelsabkommen, Strafrecht, Logistik und viele weitere Felder wurden durch die EU-Gesetzgebung mit reguliert. Dabei kamen alle Positionen an den Tisch. Doch die letzten Wahlen haben das Gleichgewicht verschoben und der Brexit könnte das Ende der, zugegeben streitbare, Harmonie bedeuten. Wir sollten daher jetzt etwas unternehmen, um die Kultur der konstruktiven Gespräche und Kompromisse wiederherzustellen und auf das digitale Zeitalter zuzuschneiden.

Freies Wissen und Transparenz fördern

In diesem Jahr beschloss die Bundesregierung eine KI-Strategie, die Deutschland einen Vorsprung in der künstlichen Intelligenz gewähren soll. 500 Millionen Euro wurden im Bundeshaushalt dafür beiseite geschafft. Ein guter Schritt, doch die KI-Planung ist nur eines von vielen Beispielen, wie wenig die Regierung die Probleme der Digitalisierung versteht. Eine starke KI, der Einsatz von digitalen Algorithmen im Alltag, bringen neue Fragestellungen mit sich, die gemeinsam gelöst werden können. Auch müssten die Projekte besser definiert und zusammengefasst werden, denn bei manchen Ausschreibungen können wir verspätete Stellung Europas gewiss nicht mehr aufholen.

Die EU muss daher einen Wissensaustausch der Entwickler Europas fördern, um schneller wachsen zu können. Open Source kann dafür ein gutes Mittel sein. Open Source Software ist transparent. Jeder kann den Code einsehen und nutzen. Darauf macht auch die Kampagne „Freier Code für freie Bürger“ aufmerksam. Die Kampagne fordert: Bürger mit den entsprechenden Kenntnissen müssen den Code für Software einsehen und nutzen können, denn dieser Code gehört uns allen. Auf Europaebene könnte ein Kompetenzzentrum den Austausch aller Open Source Daten vorantreiben. Davon profitieren vor allem Länder innerhalb der Gemeinschaft, die digital zurückliegen. So lauten auch die Forderung der Petition „Public Money, Public Code“. Nur eine EU die ihr Wissen teilt, statt eigene Projekte zu verfolgen, kann sich global behaupten.

Europäische Identität durch gemeinsame Digitalisierung

Solange eines der EU-Mitglieder sich darum sorgen muss, entgegengesetzten Entscheidungen aus den Nachbarstaaten ausgesetzt zu sein, kann sich Europa nicht auf eine gemeinsame Strategie einigen. Daher müssen die EU-Organe ab sofort nicht nur dann Entscheidungen fällen, wenn es um B-Ware im Lebensmittelbereich oder energiesparende Leuchtmittel geht. Digitale Entscheidungen müssen her und sie müssen kommuniziert werden. So könnte beispielsweise ein gemeinsamer Plan darüber, wie abgehängte Gegenden an das Internet angeschlossen werden können, Vertrauen wiederherstellen. Wer heute in einer ländlichen Gegend in Bayern oder Brandenburg wohnt, kann über die Diskussion zum Thema „Flugtaxis“ und autonomer Verkehr nur den Kopf schütteln. Hier liegt stellenweise weder Mobilnetz, noch DSL vor.

Zurück zur Bürgerbeteiligung auf Europaebene

Die Digitalisierung verbindet nicht nur die Europäische Union, es erlaubt den Bürgern auch einen Blick auf andere Regionen der Erde. Der Frust über die ausbleibende Kommunikation der Regierungen mit der Bevölkerung steigt täglich, während wir globale Probleme sich lösen und Revolutionen ausbrechen sehen. Gestalten wir unsere eigene digitale Revolution und bringen wir Europa voran. Online klappt dies bereits. Auf Twitter, Periscope und Instagram verfolgen Europäer die Debatten um ihre Zukunft und sie warten, wie im Falle der Urheberrechtsreform, darauf, dass sie ernst genommen und angehört werden.

Herzlichst

Ihre Algopioniere
erstellt von Julia Rosen in Zusammenarbeit mit unserem Team

Hinweis: Vergangene Wertentwicklungen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Entwicklungen.

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